Mutterschaftsvorsorge

Durch die ärztlichen Schwangerenvorsorgeuntersuchungen entsprechend der Mutterschafts-Richtlinien sollen mögliche Gefahren für Leben und Gesundheit von Mutter oder Kind abgewendet sowie Gesundheitsstörungen rechtzeitig erkannt und der Behandlung zugeführt werden.

Vorrangiges Ziel ist die frühzeitige Erkennung von Risikoschwangerschaften und Risikogeburten. Bei einer normalen Schwangerschaft werden die Vorsorgeuntersuchungen in bestimmten Intervallen vorgenommen. Zunächst findet alle 4 Wochen ein Vorsorgetermin statt, ab der 32. SSW alle 2 Wochen und ab der 38. SSW einmal wöchentlich. Bei diesen Untersuchungen wird in der Regel der Blutdruck gemessen, eine Urinuntersuchung durchgeführt, das Gewicht gemessen sowie eine Untersuchung des Muttermundes und ein Scheidenabstrich vorgenommen.

Am Anfang der Schwangerschaft erfolgt zunächst eine Blutabnahme. Es wird der rote Blutfarbstoff (Hämoglobin, Hb), die Blutgruppe und der Röteln-Schutz bestimmt, sowie ein Antikörpersuchtest, ein Lues-Suchtest sowie auf freiwilliger Basis ein HIV-Test durchgeführt. Der Antikörper-Titer wird zwischen der 24. und 27. SSW kontrolliert.

Über einen Abstrich aus dem Gebärmutterhalskanal wird nach einer Chlamydien-Infektion gesucht. Dieses auf geschlechtlichem Wege übertragbare Kleinstbakterium könnte ein Risiko für Fehl- und Frühgeburten bedeuten. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft werden die Hb-Bestimmungen wiederholt und gegen Ende der Schwangerschaft wird noch eine Blutuntersuchung auf Hepatitis B durchgeführt.

Bei normalem Schwangerschafts- verlauf sollen 3 Ultraschalluntersu- chungen erfolgen. Dieses sogenannte Ultraschallscreening wird zum ersten Mal zwischen der 9. und 12. SSW, beim zweiten Mal zwischen der 19. und 22. SSW und schließlich zwischen der 29. und 32. SSW durchgeführt.
Über diese Ultraschallscreening- Untersuchungen hinaus können weitere Ultraschalluntersuchungen nur bei Bestehen einer speziellen Indikation notwendig werden.

Zur Ernährung in der Schwangerschaft

Die Ernährung in der Schwangerschaft sollte abwechslungsreich sein, ausreichend Obst, Gemüse und Rohkost enthalten. Eine erhöhte Kalorienzufuhr nach dem Motto „jetzt mußt du für Zwei essen" ist längst überholt. Eine Kalorienzufuhr von insgesamt 2500 kcal täglich ist völlig ausreichend, wobei man auf die Zufuhr von genügend Kohlenhydraten (Kartoffeln, Reis, Nudeln, Brot) achten sollte und zuviel Fett (insbesondere fettes Fleisch, Wurst, Soßen) reduzieren sollte. Ebenso sollte auf die Zufuhr von reichlich Flüssigkeit, insbesondere Mineralwasser, geachtet werden. Rohes Fleisch (Mett; Tartar) und Produkte aus Rohmilch sollten in der Schwangerschaft jedoch wegen eines möglichen Infektionsrisikos gemieden werden. Selbstverständlich sollte auch nicht geraucht werden und keine alkoholischen Getränke konsumiert werden. Kaffee und Schwarztee sind in Maßen (max. 2 Tassen tgl.) erlaubt.

Die Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen sollte ausreichend gewährleistet sein. Insbesondere der Jodbedarf ist in der Schwangerschaft deutlich erhöht. Jodmangel gefährdet sowohl die Mutter und kann auch zu Entwicklungsstörungen beim Kind führen. Deshalb sollte insbesondere Jod zusätzlich z.B. mit Tabletten (200 µg tgl.) eingenommen werden. Zumindest bis zur 10.SSW - am Besten bereits vor Entstehen der Schwangerschaft - wird die zusätzliche Zufuhr von Folsäure (-tabletten), ein B-Vitamin, mit 0,4 mg tgl. empfohlen. Dadurch kann das Risiko des Entstehens von Spaltbildungen der Wirbelsäule beim Kind (Neuralrohrdefekt, „Spina bifida") deutlich reduziert werden.

Infektionen während der Schwangerschaft

Bestimmte Infektionen, außerhalb der Schwangerschaft relativ ungefährlich, können in der Schwangerschaft eine große Gefahr für Mutter und Kind bedeuten. Hier ist an erster Stelle die Rötelnerkrankung zu nennen. Bis zur 18.SSW führt sie häufig zu schwersten kindlichen Fehlbildungen. Risiken für das Kind bedeuten auch die Ringelröteln insbesondere in der ersten Schwangerschaftshälfte, sowie die Windpocken (Varizellen) und die Herpes-Erkrankung im Zeitraum um die Geburt. Weitere gefährliche Infektionen sind Listeriose, die HIV-Infektion sowie die Toxoplasmose.

Übertragen wird die Toxoplasmose über Katzenkot sowie rohe Fleischprodukte und kann für das Kind gefährlich werden. Eine Toxoplasmose-Erkrankung verläuft häufig ohne wesentliche Krankheitserscheinungen und unbemerkt ab, so dass man die Abklärung der Immunität durch einen Bluttest in der Frühschwangerschaft empfiehlt, obwohl er nicht mehr Bestandteil der Mutterschaftsvorsorge ist und daher als individuelle Gesundheitsleistung (IGEL) von der Schwangeren selbst getragen werden müsste. Bei nicht bestehendem Schutz werden Kontrollen etwa alle 10 Wochen empfohlen.

Tipps bei Schwangerschaftsproblemen

Übelkeit und Erbrechen im ersten Schwangerschaftsdrittel:
Morgens beim Aufstehen Zeit lassen; essen Sie eine Kleinigkeit noch im Bett liegend. Nehmen Sie lieber viele kleinere Mahlzeiten zu sich als die üblichen drei großen Mahlzeiten. Meiden Sie säurehaltiges Obst, auch (Multi-)Vitaminsäfte. Besser sind säurearmes Obst wie Birnen und Bananen.

Scharf gebratene und fette Speisen sind zu meiden. Ein gutes altes Hausmittel ist Ingwer-Tee. Auch das Kauen von Haselnüssen zwischendurch kann hilfreich sein.

Sodbrennen:
In der zweiten Schwangerschaftshälfte leiden viele Schwangere unter Sodbrennen, weil saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt, da der Schließmuskel am Mageneingang unter dem Einfluss der Schwangerschaftshormone erschlafft ist. Hinzu kommt, daß der Magen in Folge der Größenzunahme und des Hochstandes der Gebärmutter nach oben links gedrängt wird. Nach der Entbindung verschwindet das Sodbrennen wieder. Helfen Sie sich, indem Sie mit erhöhtem Oberkörper schlafen, und meiden Sie späte und fettreiche Mahlzeiten. Bestimmte Säureblocker (z.B. Magaldrat) sind in der Schwangerschaft unbedenklich und können insbesondere abends vor dem Schlafengehen eingenommen werden.

Rückenschmerzen:
Kaum einer Schwangeren bleiben Rückenschmerzen erspart. Dies liegt insbesondere an der durch die Schwangerschaftshormone bedingten Auflockerung der Fugen des Beckens bzw. des Bindegewebes. Zusätzlich bewirkt das Gewicht der Gebärmutter eine Vorlastigkeit der Wirbelsäule, was die S-förmige Biegung der Wirbelsäule (Hohlkreuz) verstärkt. Schwimmen (vor allem Rückenschwimmen) entlastet die Wirbelsäule, Schwangerschaftsgymnastik und bequeme Schuhe machen die Rückenschmerzen erträglicher. Sitzen Sie gerade! So oft wie möglich im Liegen entspannen, am besten abwechselnd auf die linke und rechte Körperseite legen. Wärmebehandlung im Rücken ist weniger empfehlenswert, da dadurch auch Wehen ausgelöst werden könnten.

Beinschwellungen und Krampfadern:
Die Standardbeschwerden von Schwangeren in den Beinen sind Spannungs- und Schweregefühle , nächtliches Kribbeln und Wadenkrämpfe, geschwollene Füße mit Wasseransammlungen (Ödemen) an Knöcheln und Unterschenkel sowie Krampfadern an den Beinen. Insbesondere verstärken sich die Beschwerden bei Frauen, die bereits eine oder mehrere Schwangerschaften hinter sich haben, im Beruf viel sitzen oder stehen müssen. Eine gewisse erbliche Belastung kann erschwerend hinzukommen. Um den Lymphstau in den Beinen zur verringern, sind spezielle Kompressionsstrümpfe oder –strupfhosen am besten geeignet. Ziehen Sie sie morgens noch im Bett liegend an und tragen Sie sie konsequent ganztags. Vermeiden Sie langes Stehen oder Sitzen, stehen Sie zwischendurch immer wieder auf und vertreten sich die Beine. Lagern Sie die Beine so oft es geht hoch.

Kreislaufschwäche:
Auch dieses Problem tritt vor allem am Anfang der Schwangerschaft auf. Lassen Sie sich morgens beim Aufstehen Zeit, duschen Sie Ihre Beine kalt ab. Auch bei niedrigem Blutdruck helfen Kompressionsstrümpfe.

Darmträgheit und Verstopfung:
Hierbei hilft reichliches Trinken in Verbindung mit ballaststoffreicher Ernährung. Buttermilch oder Apfelsaft helfen oft. Hilfreich ist auch Magnesium ebenso wie Milchzucker-Sirup.

Ultraschalluntersuchungen

Die Ultraschalluntersuchung ist ein bildgebendes Verfahren, welches auf der Ausstrahlung von Schallwellen beruht, welche vom menschlichen Gehör nicht wahrgenommen werden. Die Schallwellenechos werden von den Körpergeweben reflektiert und vom Gerät elektronisch zu einem Bild verarbeitet, welches auf dem Monitor sichtbar wird. Nach heutigem Wissensstand ruft die Ultraschalluntersuchung keine negativen Auswirkungen oder Schäden beim ungeborenen Kind hervor, ist völlig schmerzfrei und durch die mittlerweile gute Auflösung der heutigen modernen Geräte auch sehr informativ und eine äusserst wertvolle Methode zur Beurteilung des Schwangerschaftsverlaufs. Nach den Mutterschaftsrichtlinien sind drei routinemäßige sonographische sogenannte Screeninguntersuchungen vorgesehen. Bei der ersten Ultraschalluntersuchung in der 9.-12.SSW geht es zunächst um den Nachweis einer intakten Schwangerschaft.

Man kann den Embryo in der Fruchtblase erkennen, sieht das Herz schlagen und bereits auch die ersten trägen Kindsbewegungen. Auch Zwillinge kann man natürlich bereits erkennen. Durch das schnelle Wachstum in dieser Phase läßt sich durch Messungen der Scheitel-Steiß-Länge das Schwangerschaftsalter relativ genau bestimmen. In den letzten Jahren richtet man zunehmend die Aufmerksamkeit auch auf den Bereich des Nackens des Embryos, wo ein kleiner Flüssigkeitsspalt ("Nackenfalte") zu erkennen ist. Bei zunehmender Verdickung dieses Spalts zeigt dies ein ansteigendes Risiko für Chromosomenstörungen und bestimmte Fehlbildungen beim Kind an.

Bei der zweiten Screeninguntersuchung in der 19.-22.SSW sollen insbesondere Fehlbildungen ausgeschlossen werden. Bereits jetzt ist die genaue Darstellung des Fetus von „Kopf bis Fuß" möglich. Auch die Plazenta, deren Lage sowie das Fruchtwasser-Depot werden beurteilt. Zudem wird das Kind genau vermessen, um eine sichere Beurteilung der kindlichen Entwicklung treffen zu können.

Bei der dritten Ultraschalluntersuchung in der 29.-32.SSW geht es vor allem um die Beurteilung der kindlichen Entwicklung. Hinweise auf eine Wachstumsverlangsamung bzw. sogar Wachstumsstillstand würde ggf. weitere Untersuchungen und Maßnahmen erforderlich machen. Insbesondere die Doppler-Ultraschalluntersuchung gibt uns wertvolle Hinweise auf die Versorgungssituation des Kindes, insbesondere von Seiten des Mutterkuchens (Plazenta). Ebenso wird der Plazentasitz sowie die Fruchtwassermenge beurteilt.

Jede weitere Ultraschall-Kontrolluntersuchung ist dann nur bei auffälligen Befunden, fetalen Entwicklungsstörungen oder begründetem Verdacht auf eine fetale Erkrankung durchzuführen und auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen zu erbringen.

Falls es Ihnen jedoch trotz normalem Schwangerschaftsverlauf wichtig erscheint, Ihr Kind über die notwendigen Ultraschalluntersuchungen hinaus zu sehen, so können wir jede weitere gewünschte Ultraschalluntersuchung als private, sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGEL) auf der Grundlage der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ermöglichen.

Doppler-Sonographie

Die in der inneren Medizin bereits seit längerer Zeit verwendete Methode der Blutflussmessung mittels Ultraschall-Doppler-Verfahrens findet seit Anfang der 80er Jahre auch am Feten Anwendung. Das Prinzip geht auf den österreichischen Physiker Christian Johann Doppler zurück, der im Jahr 1842 an bewegten Lichtquellen das nach ihm benannte Phänomen der Wellenfrequenzänderung entdeckte.

Mit der Doppler-Sonographie, jetzt auch mittels Farb-Doppler-Ultraschall, haben wir die Möglichkeit, völlig gefahrlos Blutströmungsmessungen bei kindlichen, plazentaren sowie auch mütterlichen Gefäßen vorzunehmen. Damit können wir insbesondere den Versorgungszustand und das Wachstum des Kindes beurteilen und Anzeichen einer Unterversorgung und Mangelentwicklung sowie das Entstehen von mütterlichem Schwangerschafts-Bluthochdruck (Gestosen) viel früher als mit anderen Untersuchungsverfahren erkennen.